Unsere Bibliothek — Durchführung

Das didaktische Grobkonzept basiert zum einen auf den „Methoden der Medienpädagogik“, die Röll (2003) in „Methoden und Konzepte medienpädagogischer Projekte“ aufgeführt hat, aber auch auf Erfahrungen, die wir bei von uns zuvor durchgeführten Projekten in der handlungsorientierten Medienarbeit mit Heranwachsenden, sammeln konnten. Dabei legen wir die Schwerpunkte auf einem prozess- und produktorientierten Ansatz, deren Hauptpunkte wir nachfolgend näher erläutern.


In unserem Filmprojekt fordern wir von den Teilnehmern Mündigkeit, das heißt den Meinungsbildungsprozess und die selbstständige Arbeit unterstützen, sowie kreative Potentiale und Selbstbewusstsein stärken.

Der Erwerb von authentischen Erfahrungen wurde durch die Produktion eines eigenen Filmes gewährleistet. Indem die Schüler und Schülerinnen das Thema Bibliothek medial verarbeiteten, schufen wir Bedingungen zum Erwerb von Medienkompetenz. Des Weiteren setzten sich die Projektteilnehmer mit einem Thema ihrer persönlichen Lebenswelt auseinander.

Die Schüler und Schülerinnen waren bildungs- und geschlechtsspezifisch gemischt und indem wir keine Vorauswahl trafen bzw. Bewertungen vornahmen, stellten wir eine gewisse Chancengleichheit her und überwanden Wissensklüfte. Alle Schüler wurden gleich stark integriert, und hatten somit alle die gleichen Voraussetzung um partizipieren zu können.

Im Vordergrund unserer Projektarbeit standen aber vor allem die Angebote und Strukturen des Mediums Film durchschaubar zu machen und den selbstbestimmten und kritischen Umgang zu ermöglichen.


Die Einführungsveranstaltung

Die Kinder versammelten sich vormittags in der Stadtteilbibliothek Reform. Nachdem Frau Potrzeba alle begrüßte und wir das Projekt vorstellten, teilten wir die Schüler und Schülerinnen in drei Gruppen. Die erste Gruppe, welche von der Gruppengröße am größten war, sollte die Geschichten Lisa, lass das! (Ross 1991) und Abgeschlossen (De Smet/ Meijer 2002) verfilmen. Die zweite Gruppe befasste sich mit einer Reportage über die Stadtteilbibliothek Reform. Die dritte Gruppe sollte als Dokumentationsteam, die Woche und die Arbeit der anderen beiden Gruppen filmisch begleiten. Die Unterteilung in diese auch vom Genre her unterschiedlichen Gruppen war von uns beabsichtigt. Wir wollten den Schülern einen Einblick in die verschiedenen Gattungen und Filmarten geben, weswegen wir in der Vorstellungsrunde auch nach dem Film fragten, den die Kinder als letztes im Kino gesehen haben. Bei den Antworten der Schüler haben wir die genannten Filme gleich in Genre unterteilt, sodass sie eine Vorstellung davon erhielten, welche Filmarten es gibt und aus welchem Grund auch wir drei verschiedene Genres bearbeiten.

Die nächsten Arbeitsschritte erfolgten dann in den festgelegten Gruppen. Die Gruppenleiter erklärten den Kindern, welche Aufgabenfelder beim Filmdreh zu bearbeiten sind und verteilen diese. Es gab in jeder Gruppe einen Regisseur, jemanden der für die Kamera und den Ton verantwortlich war und - wenn nötig -Darsteller. Die Rollen wurden während der verschiedenen Projekttage auch getauscht, wenn die Schüler dies wünschten.

Am ersten Tag wurde ebenfalls ein Storyboard erstellt. Den Projektteilnehmern wurde verdeutlicht, dass dies wichtig für den kommenden Dreh ist, damit jeder weiß, wann was zu tun und aufzunehmen ist und um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der fertige Film aussehen wird.

Die Dokumentationsgruppe hat am ersten Tag bereits Fotos mit einer Digitalfotokamera gemacht, die sie auch im weiteren Verlauf verwendeten.


Der Drehtag

Am zweiten Tag erhielten die Kinder eine Einführung in die Arbeit mit der Kamera. Die Methodik verlief nach dem Learning-by-Doing-Prinzip. Wir als Gruppenleiter erklärten die Funktionen der Kamera und des Mikrofons. Einstellungen und Perspektiven wurden situationsbedingt erläutert. Wir ließen den Kindern freie Hand und griffen erst ein, wenn Fragen aufkamen oder wir Filmfehler vermeiden mussten. Beim Drehen des Rohmaterials legten wir sehr großen Wert darauf, dass den Schülern bewusst war, weshalb wir gerade jetzt die Vogelperspektive verwenden, oder weshalb wir Szenen, die im Storyboard erst am Ende erwähnt werden, zuerst abdrehen können. Immer wieder erklärten wir, dass der Schnitt am Laptop bestimmte Szenen zusammen fügt, oder wir doppelt gedrehte Szenen erst beim Schneiden auswerten.


Beenden des Drehs und Beginn der Schnittarbeit

Der dritte Tag verlief ähnlich wie der vorherige. Zwei Gruppen konnten bereits mit dem Digitalisieren und dem Schneiden des Rohmaterials beginnen. Durch das Zeigen verschiedener Effekte mit dem Schnittprogramm Adobe Premiere Pro und dem Zusammenfügen einzelner Szenen, bzw. dem Weglassen bestimmter Details, erweiterten wir den Blick der Projektteilnehmer in Bezug auf die digitale Filmbearbeitung. Immer wieder kam das Gespräch auf Spezialeffekte und computeranimierte Filme zurück. Des Weiteren überließen wir den Kindern die Auswahl der unter den Filmen befindlichen Musik. Die Aufmerksamkeit wurde auf die Veränderung des visuellen Materials durch Hinzufügung von Audiomaterial gelenkt. Kommentare wie „Jetzt ist das alles nicht mehr so langweilig“ oder „Die Bilder passen gar nicht zur Musik“ begleiteten diesen Prozess.


Fertigstellung der Filme

Am letzten Produktionstag sollten die Filme fertig gestellt werden. Die Dokumentationsgruppe erstellte zudem noch ein Plakattagebuch, welches die gesamte Projektwoche wiedergab. Der Dokumentationsgruppe war klar, dass ihr Film erst fertig sein konnte, wenn die gesamte Woche abgeschlossen ist, da der Tag der Filmvorführung auch noch betrachtet werden sollte.


Abschlussveranstaltung

Die Schulklasse versammelte sich abermals in der Stadtteilbibliothek Reform, in der eine Leinwand zur Filmvorführung aufgebaut war. Die fertig gestellten Filme wurden gezeigt und danach eine offene Gesprächsrunde, über die positiven und negativen Eindrücke der Projektwoche durchgeführt.


In der darauffolgenden Woche, nachdem wir Gruppenleiter die postproduktiven Arbeiten vollständig abgeschlossen hatten, verteilten wir die entstanden DVDs an die Projektteilnehmer. Da in dieser Woche alle Projekte der gesamten Sekundarschule August Wilhelm Francke in der Schule vorgestellt wurden, erhielt diese Verleihung einen offiziellen Charakter, bei dem auch die Eltern der Schüler und die Bürger des Stadtteils Reform anwesend waren. Das Feedback der außen stehenden Personen war sehr positiv. Auch steht die DVD Bibliotheksbenutzern zum Ausleihen zur Verfügung.


Gruppenbild