Regenwald — Evaluation

Wie schon im Kapitel Durchführung erwähnt, würden wir rückblickend einige Änderungen vornehmen. Die Cover sollten von den Schülern beim nächsten Mal mit einem Malprogramm gestaltet werden, um ihnen so einen kleinen Einblick in die Arbeit am Layout zu geben. Die Instrumente würden wir sie weiterhin basteln lassen, weil die Schüler dadurch einen Einblick in die Klangerzeugung bekommen konnten. Auch der Besuch in der Zooschule war sehr interessant und lehrreich. Zwar konnten wir nicht viele Geräusche aufnehmen, würden dies aber trotzdem wieder tun, weil die Schüler die Möglichkeit hatten, sich am Aufnahmegerät auszuprobieren und die Zooschule eine attraktive Lernumgebung ist. Die Tonaufnahmen im Musikinstitut verliefen gut, für das nächste Mal werden wir uns aber eine Beschäftigungsmöglichkeit für die Schüler überlegen. Auch die Arbeit mit dem Schnittprogramm kann noch verbessert werden.


Für die Reflexion des vorliegenden Projektes möchten wir uns nochmals auf die Intentionen der Handlungsorientierten Medienpädagogik nach Röll (2003) beziehen.

Erziehung zur Mündigkeit.

Die aktive Medienarbeit fordert den Handelnden auf selbständig vernünftige Entscheidungen zu treffen, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Bei den Außenaufnahmen im Zoo sollten die Kinder Tiergeräusche und eine regenwaldähnliche Atmosphäre aufnehmen. Sie stellten schnell fest, dass dies durch die Geräuschkulisse (Zoobesucher, Arbeiter, Autos) nicht möglich war. Wir wurden gefragt, ob es nicht die Chance gibt, Tierstimmen von einer anderen CD zu kopieren und für unser Hörbuch zu verwenden.


Erwerb von authentischen Erfahrungen.

Zum einen gaben wir den Kindern die Möglichkeit, ein Hörbuch selbst zu produzieren und zu verdeutlichen, dass komplexe Arbeitsschritte notwendig sind, um zu diesem Produkt zu kommen. Diese waren:

  • das Finden eines geeigneten Buches (Textes), welches die Regenwaldproblematik wiedergibt,
  • das Lesenüben, damit die Aufnahmen professionell sind,
  • das Wirken der eigenen Stimme und Betonung des Gesprochenen,
  • das Darstellen von Geräuschen und Tierstimmen aus den Texten,
  • das Zusammenschneiden der Aufnahmen, um ein vollständiges Hörbuch anzufertigen,
  • die Anfertigung eines Layoute, damit man selbst und Bibliotheksnutzer, das Hörbuch optisch ansprechend finden.

Zum anderen war den Kindern bewusst, dass ihre Hörbücher auch von Bibliotheksnutzern ausgeliehen werden könnten und sie somit der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Auch bei der Abschlusspräsentation in der Stadtteilbibliothek Reform, bei der nicht nur die Eltern der Kinder, sondern auch Anwohner und geladene Gäste anwesend waren, verstärkte dieses Bewusstsein.

Durch den Zoobesuch und die Führung, wurde den Kindern auch die Regenwaldproblematik verdeutlicht. Als sie die Tiere, die aus dieser Region stammen, life vor sich sahen, steigerte das die Empathie für den Erhalt und die Regeneration des Regenwaldes und dessen Fauna.


Bedingungen schaffen zum Erwerb von Medienkompetenz.

Wir stellten das technische Equipment zur Verfügung und zeigten den Kindern, wie dieses funktioniert. Die Grundschüler haben einen Einblick bekommen.


Angebote und Strukturen der Medien durchschaubar machen.

Bereits in der Einführung zeigten wir den Kindern unser Arbeitsmaterial. Dabei verglichen wir es mit einfachen Aufnahmen durch einen Kassettenrekorder, bei dem nicht die Möglichkeit besteht, Aufnahmen zu schneiden, zu verändern, bzw. die Stimmen nicht der Reihe nach aufnehmen zu müssen.

Ein weiteres Ziel war es zu verdeutlichen, dass für die Erstellung eines Hörbuches ein Text bzw. ein Buch notwendig ist. Frau Potrzeba gab sich Mühe immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Da auch die Stadtteilbibliothek eine Lernumgebung war, konnten wir das Interesse der Schüler an Printmedien und der Bibliothek selbst wecken.


Selbstbestimmten und kritischen Umgang ermöglichen.

Vor allem am 5.Tag, als wir den Grundschülern das Schneiden am Laptop zeigten, versuchten wir zu verdeutlichen, wie man Stimmen, Aussagen und Inhalte verändern, sogar verfälschen kann.


Gesellschaftliche Partizipation und Kompetenz fördern.

In den Medien, dem Schulunterricht und dem sozialen Umfeld der Kinder wird auf sozialpolitische und gesellschaftliche Themen aufmerksam gemacht. Auch auf die Regenwaldproblematik. Mit unserer Projektwoche gaben wir den Kindern die Möglichkeit sich medial mit diesem Thema auseinander zu setzen. Durch das Wissen, welches sie sich in dieser Woche angeeignet haben, können sie am öffentlichen Diskurs über den Regenwald teilnehmen.


Wissensklüfte überwinden und Chancengleichheit schaffen.

Da wir die Kinder nicht kannten und weder durch ihren bildungs-, familiären-, bzw. geschlechtsspezifischen Hintergrund beeinflusst waren, sicherte das die unvoreingenommene Arbeit mit ihnen. Auch bemühten wir uns die Kinder, die durch ihre Lehrerin als „schwierig“ oder „schwach im Lesen“ eingestuft wurden, stark in das Projekt mit einzubeziehen, sodass auch sie die Chance hatten, ihre Potentiale (Nachahmen der Tierstimmen, Zeichnen, Instrumente basteln) auszubauen. Jedes Kind hat eine Sprechrolle bekommen und alle konnten aktiv am Projekt teilhaben.


Sich mit den Themen der persönlichen Lebenswelt auseinandersetzen.

Als wir am ersten Tag durch eine Gesprächsrunde die Kinder besser kennen lernen wollten, fragten wir auch nach ihren Lieblingstieren. Alle erzählten begeistert von ihrem Haustier, oder dem Tier eins Freundes, von Zoobesuchen oder Tiersendungen. Da im Unterricht bereits über den Regenwald gesprochen wurde, konnten die Kinder auch etwas über bedrohte Pflanzen- und Tierarten erzählen. Einige berichteten, dass die Eltern für vom Aussterben bedrohte Tierarten spenden.

Die Regenwaldproblematik gehört also durchaus zu der persönlichen Lebenswelt dieser Schüler.


Unser Hörbuchprojekt war sowohl produkt- als auch prozessorientiert.

Am Ende der Projektwoche mussten zwei fertige Hörbücher entstanden sein, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Das Bewusstsein der Kinder in Bezug auf das Arbeiten im Team, die Erstellung eines Medienproduktes und die Auseinandersetzung mit der Thematik wurde verstärkt und sie konnten neue Fähig- und Fertigkeiten erlernen. Jedoch können wir nicht sagen, ob sich das Lern- und Arbeitsverhalten der Kinder und der Umgang miteinander verändert hat, da wir sie nicht aus ihrem sozialen und schulischen Umfeld her kennen.


Das Hörbuchprojekt über der Regenwaldproblematik stellte uns vor die Herausforderung sich in ein neues Medium einzuarbeiten und zwar so gut, dass man eigene Kompetenzen anderen vermitteln kann. Diese Herausforderung haben wir gemeistert und sind sehr stolz darauf, dass unsere Arbeit der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Des weiteren hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadtteilbibliothek Reform entwickelt, die wir in einem weiteren Projekt ausbauen konnten.